8 Mythen über Komfortlüftungsanlagen
Im Alltag entsteht in allen Wohnräumen Luftfeuchtigkeit, eine häufige Ursache für Schimmelbildung. Wer richtig lüftet, kann nicht nur Schimmel vorbeugen, sondern steigert auch das körperliche Wohlbefinden zu Hause. Doch „richtig lüften" – was bedeutet das überhaupt?
Wie oft und wie lange gelüftet werden soll, hängt von vielen Faktoren ab: Luftfeuchtigkeit, Gerüche und Kohlendioxidgehalt in der Wohnung sowie Windverhältnisse und Außentemperatur. Als Orientierung gilt: zwei bis fünf Minuten im Winter, im Sommer eher 30 Minuten, dabei mehrere Fenster öffnen und stoßlüften – und das Ganze im Idealfall alle zwei Stunden. Die Nachteile liegen auf der Hand: Unangenehme Kälte und Wärmeverluste im Winter mit hohen Heizkosten. Komfortabler und energieeffizienter geht es mit einer Lüftungsanlage. Doch dazu kursieren viele Mythen.
1. Ich habe das Fenster immer auf Kipp. Das muss reichen.
Nein, tut es nicht! Dunkle Verfärbungen außen über dem Fenster sind ein Indiz für falsche Wohn-raumlüftung. Der Grund dafür ist oft die Kipplüftung im Winter. Gekippte Fenster begünstigen nicht nur die Schimmelbildung, sie entfalten nur eine geringe Lüftungswirkung und gleichzeitig geht Heiz-wärme verloren. Nicht zuletzt sind sie gute Einstiegspunkte für Einbrecher. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann die Lösung sein: Alle Fenster können geschlossen bleiben und trotzdem ist die Luft frisch und die Raumtemperatur angenehm.
2. Ein Leben hinter verschlossenen Fenstern.
Das will niemand! Natürlich können Sie die Fenster trotz Lüftungsanlage öffnen, wann immer Ihnen danach ist – aber Sie müssen nicht. Allergiker profitieren so besonders in der Pollenzeit.
3. Ein Leben im Windkanal.
Von wegen! Wenn die Anlage und die Luftauslässe richtig ausgelegt sind, spüren Sie keinerlei Luftzug.
Praxistipp: Großzügige Luftöffnungen, die nicht direkt auf Aufenthaltsbereiche wie Bett oder Sofa ge-richtet sind, verhindern wirksam, dass es zieht.
4. Zu laut, um ein Auge zuzubekommen.
Sie schlafen ruhig. Denn werden die Lüftungsanlagen richtig geplant und ausgeführt, hören Sie keine Anlagen-Geräusche im Wohnbereich. Auch Außenlärm nehmen Sie weniger wahr, da die Fenster ge-schlossen bleiben können. Optimal sind zentrale Lüftungsanlagen.
Praxistipp: Stellen Sie zentrale Lüftungsanlagen außerhalb der Wohnräume auf, z. B. im Keller, Dachboden oder Technikraum. Achten Sie bei dezentralen Anlagen, die im Wohnraum installiert sind, auf ein besonders leises Modell.
5. Lüftungsrohre sind Bazillenschleudern und es staubt gewaltig.
Im Gegenteil: Wenn der Einbau und der Betrieb sachgerecht erfolgen, verbessert die Anlage die Raumluftqualität. Denn die zugeführte Luft enthält weniger Staub und Pollen. Das Wichtigste dabei ist der regelmäßige Tausch der Filter – ein- bis dreimal im Jahr.
Praxistipp: Runde Rohre ohne Abzweigungen können Sie sogar mit einem Haushaltsstaubsauger und einem flauschigen Schaumstoffball reinigen.
6. Lüftungsanlagen sind Stromfresser!
Zu kurz gedacht! Zunächst einmal verbraucht die Anlage Strom. Die Energie, die Sie durch die einge-baute Wärmerückgewinnung sparen, ist hingegen etwa achtmal so hoch wie der Stromverbrauch der Anlage. Auch sparsame Motoren und sorgfältige Planung reduzieren den Stromverbrauch.
Praxistipp: Rohre und Ventile sollten großzügig ausgelegt und kurz gehalten werden. Die sogenannte Kaskadenlüftung reduziert zusätzlich den notwendigen Luftwechsel. Bei der Kaskadenlüftung wird die frische Luft z. B. im Schlafraum zugeführt und gelangt weiter über das Wohnzimmer in die Ablufträu-me wie Küche und Bad. Über diese Luftführung muss weniger Luft mit einem geringeren Energieauf-wand ausgetauscht werden. Ideal ist auch eine Anlage mit Sensorsteuerung, die nur nach Bedarf lüftet. So wird die Leistung gedrosselt, wenn Sie nicht zu Hause sind; und die Luftqualität ist gut, wenn viele Gäste im Haus sind.
7. Lüftungsanlagen sind riesig und können im Nachhinein nicht mehr eingebaut werden.
Nicht ganz. Es gibt DIN A4-Blatt große, dezentrale Lüftungsanlagen, die einfach in die Außenwand eingebaut werden können – auch im Nachhinein! Bei einer Sanierung finden die Lüftungsrohre von zentralen Anlagen zum Beispiel in einer nachträglich abgehängten Flurdecke Platz. Zentrale Lüftungs-anlagen für ein Einfamilienhaus verbrauchen etwa so viel Platz wie ein freistehender Kühlschrank. Sie können zum Beispiel im Keller, im Technikraum oder in die Küchenzeile eingebaut werden.
8. Ich werde die lästigen Gerüche nicht mehr los.
Ein Gerüch(t)! Es gibt ein Zuluftrohr, das frische Luft hineinbringt. Und es gibt ein Abluftrohr, das die unangenehmen Gerüche aus Bad und Küche hinausführt. Diese beiden Rohre sind an keiner Stelle verbunden. Zu- und Abluft vermischen sich somit nie. Ihr Zuhause ist herrlich frisch.
Für Fragen steht Ihnen die Energieagentur Südostbayern gerne zur Verfügung - rufen Sie uns bitte einfach an unter T 0861 58-70 39.
Autoren: Anahit Chachatryan und Stefan Kreidenweis, Bayerisches Landesamt für Umwelt
Bildnachweis: Energie- & Umweltzentrum Allgäu (eza!)